Der Naturzustand des Menschen ist ein zentraler Diskussionsgegenstand, der sich mit der im 17. Jahrhundert entfaltenden philosophischen Debatte um die Legitimation des von Menschen gesetzten Rechts und der Gesellschaft in ihrem Ist-Zustand beschäftigt. Erste Teilnehmer der Diskussion wurden Thomas Hobbes, Samuel von Pufendorf, John Locke, Johann Heinrich Pestalozzi, Anthony Ashley Cooper, der dritte Earl of Shaftesbury, und Jean-Jacques Rousseau.
Im Zentrum der Auseinandersetzung steht der Mensch im Zustand vor dem Aufbau größerer Gemeinwesen.
Der Naturzustand kann innerhalb der Debatte unterschiedlich definiert werden: Hobbes sprach vom „Krieg aller gegen alle“. Die menschliche Kultur ist unter dieser Voraussetzung die notdürftige, wenn auch nicht unbedingt glücklich machende Antwort auf die katastrophale Ausgangslage. Er kann genauso gut ideale Züge gewinnen, Züge einer untergegangenen glücklichen Natürlichkeit, zu der wir nicht mehr zurückkönnen, oder die uns, im Gegenteil, den Zielpunkt einer weiteren kulturellen Entwicklung setzen muss.
Die Theorien zum Naturzustand verliefen (und verlaufen) an verschiedenen Stellen parallel zur biblischen Schöpfungsgeschichte – vor allem dieser Umstand machte die Debatte brisant: Mit ihr setzte sich eine vorangegangene Diskussion der Religion auf dem Gebiet der Philosophie fort. Sie hat auf der anderen Seite unterschiedliche Ausläufer in der aktuellen wissenschaftlichen Forschung mit ihren Bereichen der Anthropologie, der Ethnologie und der menschlichen Frühgeschichte.